Wer sich mit dem Thema Farbe im Film beschäftigt, landet früher oder später beim Thema Weißabgleich. Doch was genau ist das eigentlich, wofür braucht man das und wie stellt man den Weißabgleich richtig ein?

Dieser Artikel beschäftigt sich mit allen wichtigen Informationen zum Weißabgleich sowie mit allen Möglichkeiten, um den Weißabgleich richtig einzustellen und anzuwenden.

Artikel-Inhaltsverzeichnis

Was ist der Weißabgleich? (Definition)

Als Weißabgleich bezeichnet man die Anpassung der Kamera an die Farbtemperatur des vorhandenen Lichts. Denn Licht ist nicht gleich Licht: Das Licht kann unterschiedliche Wellenlängen haben, so gibt es u.a. rötlicheres (Kunstlicht) oder bläulicheres Licht (Tageslicht). Bei den verschiedenen Lichtfarben spricht man von der sogenannten Farbtemperatur. Die Farbtemperatur wird in der Maßeinheit Kelvin (K) angegeben.

Während das menschliche Auge die Anpassung an die unterschiedlichen Farben des Lichts automatisch vornimmt, muss dies bei der Kamera in jeder Lichtsituation neu eingestellt werden. Zu analogen Filmzeiten musste sich der Kameramann entscheiden, ob er auf Tages- oder Kunstlichtsensibilisiertem Film aufnehmen wollte. Heutzutage haben die digitalen Kameras verschiedene Möglichkeiten, um sich an die vorhandene Farbtemperatur anzupassen.

Was passiert beim Weißabgleich?

Durch den Weißabgleich gibt man der Kamera vor, welche Farbe sie in einer bestimmten Situation als Weiß (genau genommen 18%iges, neutrales Grau) sehen soll. Anhand dieses Weiß errechnet die Kamera dann die anderen Farben und passt sie im Verhältnis zum festgelegten Weiß an.

Der Weißabgleich ist also wichtig, damit das Motiv an die vorherrschende Farbtemperatur angepasst und in den richtigen Farben wiedergegeben werden kann. Dann entspricht es auch dem natürlichen Seheindruck des Menschen.

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Wichtige Kelvin-Werte

Damit man sich bei der Farbtemperatur und den einzustellenden Kelvin-Werten kurz orientieren kann, gibt es hier die wichtigsten Kelvin-Werte im Überblick.

Farbtemperatur

Lichtquelle

1500 K Kerze
2600 K Glühlampe (40W)
2700-2800K Halogenlampe
4000K Leuchtstofflampe (Neutrales Weiß)
4120K Mondlicht
5000K Morgen-/Abendsonne
5500K Vormittags-/Nachmittagssonne
6500-7500K Bedeckter Himmel
15.000-27.000K Nordlichter

Automatische Einstellung

Eine Möglichkeit für den Weißabgleich ist der automatische Abgleich (AWB), der in den meisten Geräten verfügbar ist. Dieser liefert ganz akzeptable Ergebnisse, wenn es sich um eine einheitliche Farbtemperatur im Bild handelt.  Dabei orientiert sich die Kamera an der hellsten Stelle im Bild. Diese wird als Weiß definiert und alle anderen Farben daran angepasst.

Dadurch ergeben sich allerdings auch Probleme. Wenn zum Beispiel die hellste Stelle im Bild einen helles Rosa ist, korrigiert die Automatik „falsch“. Dadurch gibt es besonders bei Mischlicht (z.B. Tages- und Kunstlicht in einem Bild) Probleme.

Ein weiteres Beispiel: Man möchte einen wunderschönen, orange-roten Sonnenaufgang/-aufgang filmen bzw. fotografieren. Der Weißabgleich ist dabei auf Automatik gestellt. Hat man eine Aufnahme gemacht, wird man feststellen, dass die Kamera versucht hat, den orange-roten Farbstich zu korrigieren. Das Ergebnis: Der Sonnenaufgang/-untergang verliert seine Farbintensität und damit seinen Charme.

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Halbautomatische Einstellung

Der Halbautomatische Weißabgleich kann durch sogenannte Voreinstellungen vorgenommen werden, die normalerweise in jeder Foto- und Filmkamera von vorneherein eingespeichert sind.
Allerdings schwanken die Farbtemperaturen: Tageslicht nimmt im Verlauf des Tages verschiedene Kelvin-Werte an und auch Kunstlicht verhält sich nie gleich. Deswegen ist die Wahl vor voreingestellten Werten ebenfalls nicht optimal.

Hier eine kurze Übersicht über die üblichen Voreinstellungen:

  • Kunstlicht (3000K)
  • Leuchtstofflampe (2700K-7200K)
  • Direktes Sonnenlicht (5200K)
  • Blitzlicht (5400K)
  • Bewölkter Himmel (6000K)
  • Schatten (8000K)

Manueller Weißabgleich

Neben den automatischen Varianten ist die wohl beste und genauste Vorgehensweise der manuelle Weißabgleich. Dieser ist normalerweise selbst bei Einsteigerkameras möglich. Dafür benötigt man nur ein weißes Blatt bzw. eine 18%ige neutrale Graukarte.

So geht man vor:

  1. Blende auf Automatikfunktion schalten (optional)
  2. Weißes Blatt Papier, besser 18%ige Graukarte, vor die Kamera halten
  3. Auf das weiße Blatt bzw. Graukarte zoomen, sodass es das Kamerabild ausfüllt
  4. Den Weißabgleich machen (meistens Taste AWB oder Kippschalter kurz betätigen)
  5. Automatikunktion der Blende wieder ausschalten (optional)

Wichtig: Bei jeder neuen Lichtsituation muss ein neues Weiß genommen werden!

Nachträgliche Anpassung

Früher nur schwer möglich, im digitalen Zeitalter kein Problem mehr: Der nachträgliche Weißabgleich.

Wenn man einmal ein falsches Weiß eingestellt hat oder die Automatik leicht danebengelegen hat, kann man den Weißabgleich mit jedem semiprofessionellen Schnittprogramm korrigieren. Je nachdem natürlich, wie stark der das Weiß danebenliegt und in welchem Format aufgenommen wurde.

Generell sind Farbanpassungen in der Farbkorrektur jedoch kein Problem mehr, vor allem, wenn man im RAW-Format gefilmt bzw. fotografiert hat.

Dennoch sollte man deswegen nicht komplett auf den Weißabgleich verzichten: Vor allem bei Bewegtbild ist die Korrektur nicht immer leicht. Dies trifft besonders für Mischlicht zu, also wenn Lichtquellen mit verschiedenen Farbtemperaturen zusammenkommen. Deswegen sollte man von vorneherein alles so einstellen, wie man es später als Grundlage haben möchte.

Gezieltes falsches Weiß einstellen

Eine weitere Möglichkeit ist ein gezielt falsches Weiß einzustellen. Dies ist bei Fotografien besonders interessant, wenn man eine bestimmte Stimmung bzw. Atmosphäre vermitteln will, die durch ein richtiges Weiß nicht entstehen würde.

So kann man zum Beispiel ein sonst eher tristes Bild mit einem rötlichen oder bläulichen Farbstich versehen und ihm damit einen neuen Look geben. Dies gilt vor allem bei der Fotografie.

Fazit

Der Weißabgleich ist für die Farbanpassung der Kamera an die vorherrschende Farbtemperatur am Set, wobei das Weiß als Referenzwert für die anderen Farben dient.

Damit ist es ein wesentliches Gestaltungsmittel bei der Aufnahme und Gestaltung von Bildern, egal ob beim Film oder bei Fotografie.

Aus diesem Grund sollte man alle Möglichkeiten kennen, um sicher und aktiv mit der Farbtemperatur zu arbeiten und Bilder zu gestalten zu können.

Mehr Informationen gibt es z.B. unter www.foto-howto.de und www.fotoschule.fotocommunity.de.


Artikelbild: © Svea Christiansen | Bilder im Artikel: © D.N.

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