Einen erfolgreichen Debütfilm mit wenig Mitteln drehen: Was nach einer Menge Spaß klingt ist oft mit so viel Arbeit und Ausdauer verbunden, dass viele junge Filmemacher aufgeben – Doch nicht der Hamburger Filmstudent Jan Frers: Der 27-jährige Regisseur drehte letztes Jahr seinen Debütfilm „Just Drifting Along“ und wurde kurzerhand für den begehrten „Max-Ophüls-Preis“ nominiert und konnte Menschen und Medien begeistern.
Ich habe mich im Interview mit Jan über seine Idee, die Dreharbeiten sowie die Herausforderungen zu „Just Drifting Along“ unterhalten.
Hallo Jan, bitte stelle dich zu Beginn kurz vor.
Ich bin Jan Frers, 27 Jahre alt, komme aus Hamburg und bin angehender Filmemacher. Ich studiere hier an der DMA im Studiengang Film und Fernsehen und mache diesen Sommer meinen Bachelor.
Letztes Jahr hast du mit „Just Drifting Along“ deinen Debütfilm gedreht. Was genau steckt dahinter?
Just Drifting Along ist eine schwarze Komödie. Es geht um ein paar junge Leute, die einen jungen Mann namens Ben durch ein Versehen umbringen und dann versuchen die Leiche zu entsorgen. Dabei machen sie viele Erfahrungen mit sich selbst und ihrem näheren Umfeld.
Eine Kritikerin vom Saarländischen Rundfunk hat über den Film geschrieben, dass es keine Komödie ist, bei der man sich durchweg auf die Schenkel klopft, aber ein durchaus amüsanter Film, der zum Schmunzeln einlädt. Ich habe mich richtig gefreut, als ich das gelesen hab, da ich genau das wollte.
Wie bist du auf die Idee gekommen und was fasziniert dich so an dem Thema?
Der Film handelt von jungen Menschen, die nicht so richtig in die Gänge kommen und den Bezug zur Realität verloren haben. Ich hab versucht, dieses Lebensgefühl zu vermitteln. Das ist ein sehr persönliches Thema und betrifft auch viele Menschen in meinem näheren Umfeld. Bevor ich mein Interesse am Filmemachen entdeckt hatte, habe ich etwas studiert, das mir nicht besonders gefallen hat. Ich wusste aber auch nicht, was ich stattdessen machen sollte. Das war ein Gefühl der Leere, aber interessant fand ich, dass mir das auch vollkommen egal war… Mir war es egal, was aus mir werden würde und hatte keinen Lebensplan mehr. Zu der Zeit bin ich einfach so durchs Leben gedriftet und quasi von Tag zu Tag geschlendert. Da hatte ich dann Zeit, viel über mich nachzudenken. Mir vielen auch Geschichten ein, die sich dann immer mehr in meinem Kopf entwickelt hatten.
Anzeige
Dadurch kam ich auch auf die Idee, Filme machen zu wollen und habe dann angefangen, mich mit dem Thema mehr auseinander zu setzen. Andere könnten vielleicht sagen, dass die Zeit, in der ich nichts gemacht habe, verschwendet war, aber das sehe ich nicht so. Nur dadurch, dass ich zuerst etwas studiert hatte, was mir überhaupt nicht lag, konnte ich das finden, was ich heute als meine Berufung sehe.
Wie hast du „Just Drifting Along“ finanziert?
Der Film war nicht so teuer. Schon beim Schreiben habe ich darauf geachtet, die Kosten gering zu halten. Deshalb ist der Film zum Beispiel als Kammerspiel konzipiert. Ich hatte dann noch das Glück, dass ich den Film mit Kommilitonen drehen konnte, viele Schauspieler schon kannte und meine Eltern mich finanziell unterstützten.
Was waren die größten Herausforderungen bei den Dreharbeiten?
Das weiß ich gar nicht mehr so genau, ist schon etwas länger her. Aber erinnere mich immer noch gut daran, dass ich immer sehr gestresst war, weil es immer wieder Situationen gab, die das gesamte Projekt hätten kippen können.
Gosta Liptow zum Beispiel, der den „Bad Cop“ an der Tankstelle gespielt hat, hat mich einen Tag vor seinem Dreh angerufen und gesagt, dass er erkrankt ist und eigentlich nicht in der Lage, am Dreh teilzunehmen. Zum Glück ist er dann trotzdem gekommen. Wir hätten keinen Ersatz für ihn gehabt. Ich bin ihm extrem dankbar, dass er es noch durchgezogen hat, was bei Weitem keine Selbstverständlichkeit ist. Auch eine Tankstelle zu finden für einen Nachtdreh, war eine heikle Sache. Wir hatten etliche Absagen und schon fast die Hoffnung aufgegeben noch eine zu finden.
Dein Film wurde für den Max-Ophüls-Preis 2018 nominiert. Wie war die Teilnahme für dich?
Einmalig! Die Woche kam mir so lang vor wie ein Monat. Am Anfang war ich sehr aufgeregt, weil ich ja dort meinen Film das erste Mal einem größeren und öffentlichen Publikum vorstellen sollte und das gleich fünf Mal. Während der Premiere war ich so aufgeregt, dass ich regelrecht in meinen Sitz versunken bin und versucht habe, so wenig wie möglich von den Reaktionen der 310 Menschen, die gerade meinen Film schauen, mitzubekommen. Genauso aufgeregt war ich vor meinem ersten Interview. Da konnte ich mich aber schlecht verstecken und hab es einfach gemacht. Die Aufregung legte sich dann schnell nach den ersten Tagen und es stellte sich sogar eine gewisse Routine bei mir ein. Das ging so weit, dass ich mich sogar richtig auf die Q&As gefreut habe.
Besonders interessant fand ich die vielen Events, die dort stattgefunden haben. Ich bin die ganze Woche von einem Empfang zum nächsten gegangen. Das hat super viel Spaß gemacht. Die Preisverleihung am Ende der Woche war dann natürlich auch noch ein sehr spannender Moment. Wir haben zwar nichts gewonnen, aber die Nominierung war schon mehr als ich mir erträumt hatte und ich bin daher auch vollends zufrieden. Vor allem weil die anderen nominierten Filme alle super waren, bin ich überhaupt nicht enttäuscht und gönne es den Gewinnern.
Eine lobenswerte Einstellung. Wohin soll es in Zukunft für dich und deinen Film gehen? Welche Pläne hast du?
Just Drifting Along habe ich noch bei einigen Festivals eingereicht. Mal schauen, ob er nochmal irgendwo laufen wird. Ich habe jetzt aber auch einen Vertrieb gefunden für den Film. Es könnte also durchaus sein, dass der Film bald auf Netflix, Amazon Prime o.ä. zu sehen sein wird. Außerdem arbeite ich zurzeit an einer neuen Idee für einen Film. Es wird wieder eine schwarze Komödie werden. Ich habe festgestellt, dass das genau mein Ding ist. Ende des Jahres versuche ich, den Film umzusetzen. Wenn das nicht klappen sollte, dann nächstes… oder auch übernächstes.
Zum Schluss; Welche Tipps würdest du angehenden Filmregisseuren mit auf den Weg geben?
Viel schreiben. Nicht aufgeben. Und viel Geduld mitbringen.
Vielen lieben Dank Jan für Interview und auch weiterhin viel Erfolg!
Mehr zu Jan Frers und „Just Drifting Along“ gibt es auf der Website des saarländischen Rundfunks.
Bild- und Videorechte: © Jan Frers
Schreibe einen Kommentar